Warum ist die regelmäßige Kontrolle
des Sattels so wichtig?


Sättel sind das Verbindungsstück zwischen Mensch und Tier. Sie sind ein mehr oder weniger starres System, das zum einen der/dem ReiterIn passen muss, zum anderen auch korrekt dem Pferd passen muss. Sie haben die wichtige Aufgabe das Reitergewicht sowie den Druck von Bügel und Gurt möglichst gleichmäßig auf dem Pferderücken zu verteilen. UND dabei soll der Sattel auch noch uneingeschränkt die Bewegungsmöglichkeiten von Mensch und Pferd zu lassen, sodass beide gesund bleiben können.

Puh, ganz schön viel. Findest du nicht?
Klingt fast wie die Suche nach der “eierlegenden Wollmilchsau”. 😀

Da wir also unter Beachtung dieser Aspekte zwei Lebewesen mit einem Sattel verbinden wollen, ist das eine große Herausforderung.
Denn jedes Lebewesen verändert sich ständig. Unsere Pferde sind in den meisten Fällen sich verändernden Witterungsverhältnissen ausgesetzt, was ihre Bewegung und die Nahrungsaufnahme beeinflusst. Den meisten Pferden steht in den Sommermonaten mehr oder weniger Gras zur Verfügung, im Winter ist es in der Regel nur Heu. Oft sind die Haltungsbedingungen im Winter auch ganz anders. Die Pferde stehen evtl. in Boxen und kommen nur stundenweise raus. Das beeinflusst stark die Bemuskelung des Pferdes, auch wenn vielleicht dein Training gleich bleibt!
Es kann zum Beispiel auch mehr Stress bedeuten, weil vielleicht der Paddock nicht so so groß ist wie die Sommerweide und / oder der Boxennachbar nicht der beste Kumpel ist. Dies kann Sozialen-Stress bedeuten, wodurch dein Pferd möglicherweise weniger gut entspannen oder schlafen kann. Auch das beeinflusst dann die körperliche Fitness deines Pferdes und kann sich auf das Training und damit auf die Bemuskelung auswirken.
Des weiteren können die Trainingsmöglichkeiten natürlich auch von den Witterungsverhältnissen abhängen. Vielleicht kannst du dein Pferd in den Wintermonaten auch nicht so trainieren wie im Frühling, Sommer und Herbst?
Somit kann die Jahreszeit bzw. die Witterungsverhältnisse den Trainingszustand und damit die Sattelpassform beeinflussen!

Hinzu kommen dann noch weitere Punkte wie z.B. der Faktor Stress. Bist du vielleicht mit deinem Pferd in einen anderen Stall gewechselt? Oder hat sich die Herdenzusammensetzung in deinem Stall geändert? Hast du vielleicht das Futter umgestellt, unabhängig von der Jahreszeit? Hast du die/ den TrainerIn gewechselt? Oder trainierst für etwas bestimmtes was du sonst nicht gemacht hast? War dein Pferd evtl. krank bzw. gab es eine Pause in der du mit deinem Pferd nichts machen konntest?

Und wie ist es bei uns Menschen? Vielleicht hast du auch mal mehr und mal weniger viel Zeit zur Verfügung dein Pferd zu trainieren?
Vielleicht bewegst du dich im Winter selbst auch weniger und bist nicht so gut in Form wie im Sommer. Warst du vielleicht krank? Oder hattest du aus anderen Gründen längerfristig keine Zeit mit deinem Pferd zu arbeiten?

All diese Faktoren, und vielleicht fallen dir noch mehr weitere ein 😉, beeinflussen also den Trainingszustand deines Pferdes
und somit die Passform des Sattels!

Natürlich hat nicht jeder Herdenwechsel oder eine Futterumstellung zur Folge, dass der Sattel nicht mehr passt. Aber du solltest daran denken, dass es dein Training beeinflusst. So verändert sich dein Pferd, es baut Muskulatur auf oder ab.
➡️ Und denk dran: Muskulaturabbau geht sehr schnell. Nach ca. 10 Tagen Trainingspause beginnt die Muskulatur sich langsam zurückzubilden.☝️

Was bedeutet das nun für die Sattelkontrolle?

In einem meiner letzten Blog-Artikel hatte ja schon einmal erwähnt was ich meinen KundInnen antworte, wenn sie mich fragen wann ich den Sattel wieder kontrollieren muss. Meine Antwort lautet dann: 
Ich – am besten in einem halben Jahr, wenn du keine Veränderung feststellst.
Du – Jeden Tag, wenn du reitest. 
Damit meine ich sei jeden Tag aufmerksam für Veränderungen an deinem Pferd oder die du im Sattel feststellst. Insbesondere wenn es Veränderungen, wie die oben genannten Punkte gab, solltest du sehr aufmerksam sein und lieber einmal mehr oder eher den Sattel kontrollieren lassen.

Dazu möchte ich dir wieder ein Beispiel von meiner Kundin erzählen. Sie schrieb mich an, weil sie in Sorge um eine kleine Stelle aufgeschubbertes Fell war. – Ich hatte ihren Sattel ca. 5 Monate zuvor kontrolliert. – An einer Stelle hinter der Schulter war das Fell jedes Mal nach dem Reiten ein wenig aufgeraut und umgeknickt, allerdings erst seit kurzem. Da es grad Fellwechselzeit war, fragte ich, ob ihr Pferd schon ansonsten glattes Sommerfell hatte. (Denn während des Fellwechsels kann es auch immer mal zu solche umknickten Stellen kommen, die dann aber wieder verschwinden sollten, wenn das alte Fell rausgefallen ist.)
Am Fellwechsel konnte es in ihrem Fall nicht liegen. Sie sagte aber, dass sie jetzt endlich gut im Training mit ihrem jungen Pferd voran käme.
Wir vereinbarten einen Kontrolltermin. Bei der Kontrolle des Pferderückens vor Ort sah man die Stelle erstmal nicht, sie trat immer nur kurz nach dem Reiten auf. Ich kontrollierte den Sattel. Weder am Pferderücken noch an dem Sattel ließen sich erstmal augenscheinliche Veränderung erkennen. Also wurde gesattelt. Nur mit der Reiterin im Sattel lässt sich die korrekte Lage des Sattels beurteilen. Und da zeigt sich das Problem auch schon. → Der Sattel lag hinten zu hoch bzw. vorne zu tief. So wurde die Reiterin automatisch in ein Holzkreuz gesetzt. Darauf angesprochen bestätigte sie: “Jetzt wo du es sagst. Meine Trainerin hat das auch in der letzten Zeit schon ein paar Mal gesagt.”
Problem erkannt ✅
Was war passiert: Das Pferd hat durch das Training im Rücken Muskulatur aufgebaut. 💪 Dadurch war ein Teil des Polstermaterials im hinteren Bereich des Sattels überflüssig geworden. Der Sattel wurde so zu stark hinten angehoben und die Reiterin in ihrem Becken nach vorn gekippt. Als Folge dessen entstand vermehrt Druck im vorderen Bereich des Sattels und ihre nach vorn gekippte Position (Hohlkreuz) verstärkte das Ganze zusätzlich !!!

Ich veränderte die Polsterung des Sattels. → Meine Kundin saß wieder korrekt, der Sattel lag wieder in der Waage und das aufgescheuerte Fell war weg. Und die Trainerin konnte auch kein Hohlkreuz mehr feststellen.
Problem gelöst ✅

Ich möchte dich mit diesem Fallbeispiel dafür sensibilisieren immer aufmerksam zu sein!  Denn in diesem Fall war die kleine Scheuerstelle im Fell wirklich nicht sehr auffällig. Und das Pferd meiner Kundin hatte den vermehrten Druck hinter den Schultern ertragen und war brav weitergelaufen.
(☝️Bitte denk daran: Pferde ertragen Schmerzen oft schon lange bevor sie es uns zeigen!)

Dieses Beispiel verdeutlicht auch wie wichtig regelmäßige Trainingseinheiten und auch Sitzschulungen mit dem Pferd sind. Es ist für jeden Reiter von Zeit zu Zeit notwendig sich selbst mal beobachten und schulen zu lassen.

Hätte meine Kundin nicht so schnell gehandelt und mich um einen Termin gebeten, wäre sie noch länger mit dem vorne drückenden Sattel geritten. Irgendwann hätte ihr Pferd dann vielleicht mit einem veränderten Gangbild, Sattel-/Gurtzwang oder einfach nur mit Unwillen auf dem Reitplatz auf die Schmerzen reagiert.

Jetzt kannst du vielleicht nachvollziehen, warum ich jeder KundIn sage, sie sollte jedes Mal, wenn sie reitet den Sattel und ihren Sitz kontrollieren. Und natürlich kann es trotzdem sein, dass man eine Veränderung nicht sofort bemerkt. Das ist ganz normal!
Deshalb ist es wichtig den Sattel regelmäßig , am besten alle 6 Monate, von einem Profi kontrollieren zu lassen.

Wenn du wissen möchtest, ob dir dein Sattel passt, dann hol dir meine Checkliste zur Überprüfung deines Sattels.↙️

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag,
deine Sarah 🐴❤️🙋🏻‍♀️

P.S. Du hast meine LIVE-Fragerunde zum Thema “regelmäßige Sattelkontrollen” verpasst?
Hier kannst du dir die Aufzeichnung ansehen.
Abonniere meinen Instagram-Kanal um nächstes Mal LIVE dabei zu sein und deine Fragen stellen zu können. 😊👌

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